Ein Traum geht in Erfüllung
Unser Manager von Gambia, Pa Malang Saidy, auch Opa genannt, zu Besuch in Deutschland!
Kerstin Tenschert-Fuge
Unsere Vereinsvorsitzende, Kerstin Gebhardt, hat den Wunsch, Opa nach Deutschland einzuladen, wahr werden lassen. Wir wollten ihm zeigen, dass Europa kein Paradies ist, sondern viele mit Armut, Langeweile und der Sehnsucht nach der Familie zu kämpfen haben. Der Traum von Luxus ist bei den meisten Flüchtlingen wie eine Seifenblase zerplatzt. Viel Zeit, Energie und so manche schlaflose Nacht hat Kerstin G. geopfert, damit Opa das Visum in seinen Händen halten durfte.
Ganze drei Wochen kommt unser Manager zu Besuch nach Deutschland. Kerstin und andere Mitglieder des Vereins, haben ein interessantes und arbeitsreiches Programm zusammengestellt. Das war nicht nur Sightseeing, sondern Besuch einer Flüchtlingsunterkunft in Stuttgart, ein Erstaufnahmelager in München, Arbeiten als Pfleger im Krankenhaus, Ausmisten beim Bauern, aber auch Angeln, ein Rundflug über Dessau, Führung durch das BMW Werk usw. standen auf dem Plan.
Am 8.7.2017 hatten wir unsere jährliche Mitgliederversammlung. Alle Teilnehmer haben sich auf das Wiedersehen mit Opa gefreut. Auf der Versammlung wurde der Stand der Projekte erläutert und die weiteren Arbeiten abgestimmt. Opa hat sich, im Namen aller Bewohner von Kitty, bei uns für die Unterstützung bedankt, sowie die Gute und faire Zusammenarbeit.
Hinter Opa liegen ereignisreiche Tage. Er hat erleben können, dass man auch in Deutschland nicht alles fertig im Supermarkt kauft. Die Menschen in Gambia haben oft ein falsches Bild von Deutschland. Gut, dass Opa hier nun auch Menschen gesehen hat, die kein Dach über dem Kopf haben und das Spendengelder nicht vom Himmel fallen. Ich denke er hat schon jetzt viel zu erzählen, wenn er wieder zu Hause ist.
Er durfte sich ein Bild von der deutschen Landwirtschaft machen und kann überhaupt nicht verstehen, warum Gemüse eine vorgeschriebene Größe haben muss um verkauft zu werden und ansonsten weggeworfen wird. Im Garten in Kitty wird gerade Cassava geerntet. Das ist so ähnlich wie unsere Kartoffeln. Und den Menschen ist es völlig egal wie klein oder groß die Cassava ist - Hauptsache sie macht satt. Eigentlich logisch - oder ?
Die großen Maschinen haben Opas ganze Bewunderung. Das frühe Aufstehen und die knallhart kalkulierte Arbeitszeit wohl eher nicht. Aber Opa schlägt sich tapfer und nimmt jede Herausforderung an. Selbst beim Salsa Unterricht und beim Bogenschießen schlägt er sich hervorragend.
Kerstin Gebhardt zieht ein Resümee der letzten Tage. „ Opa wird immer mehr klar, wie sehr er seine Leute von der Flucht abhalten muss. Er hat auch heute wieder Anrufe von geflüchteten Landsleuten gehabt, die in Facebook gesehen haben, dass er in Deutschland ist. Sie bitten ihn um Hilfe. Sie dürfen nicht arbeiten, bekommen keine Papiere, langweilen sich und vermissen ihre Familien. Da sie sehen, dass er mit vielen Weißen zusammen ist, denken sie, er kann helfen. Mein Stolz auf unseren Opa wächst. Er erklärt ihnen, dass er zurück fliegen wird, um seinen Landsleuten die Wahrheit zu sagen. Für einen Besuch, ist Deutschland ein wunderschönes Land. Um als Flüchtling glücklich zu werden, ist es für viele eine unlösbare Aufgabe. Er hat verstanden, dass es ein lukratives Business für einige Deutsche/ Europäer geworden ist. Die Banken verdienen ordentlich bei jeder Überweisung nach Hause.“
Er telefoniert jeden Tag mit einigen Landsleuten und versucht sie von ihren Fluchtplänen abzuhalten. Er meint, er wird sich in Gambia die Zeit nehmen und mit den jungen Männern (und deren Eltern) reden. Nachdem er im Flüchtlingswohnheim noch die Gefahren der Flucht und die Situation in Libyen von seinen Landsleuten erfahren hat, versteht er immer mehr, warum er eingeladen wurde. Er meinte heute zu mir: " Ich bin Dir so dankbar. Ja, du hast mir alles erklärt, aber jetzt erlebe ich es. Und ich verstehe Euch. Ich verspreche, meine Landsleute aufzuklären. Wir haben ein schönes Gambia ohne Krieg. Wir müssen zusammen vor Ort für ein besseres zu Hause arbeiten. Ein zu Hause, in dem es keinen Hunger mehr gibt. Europa ist keine Lösung."
Mit vielen Erinnerungen, interessanten Erfahrungen aber auch die Bekanntschaft mit so vielen freundlicher Menschen gemacht zu haben, kann unser Manager den Heimweg antreten. Wir hoffen, dass er sein Wissen über Deutschland und die Gefahren der Flucht an Freunde, Familie und Flüchtende weiter gibt. Wenn ihm das gelingt, dann hat sich jede Anstrengung gelohnt.